TAGEBUCH EASY RIDER VI - 2016

02.-03.06.:

Um 19:00 Uhr trafen sich Martin und ich zum Essen zur „Kleinen Steiermark“ im Schweizer Garten in Wien, um nah genug bei der Verladestelle zu sein und um natürlich gesättigt zu sein bevor es auf die Reise geht. Während ein Gewitter um uns herum zog verzwickten wir ein Schnitzerl und Cordon Bleu und machten uns anschließend auf den Weg zur Verladerampe, wo wir sogleich aktiv wurden und die Bikes an Bord brachten. Gut verzurrt führte uns der Weg zu unserem Abteil welches wir mit weiteren 4 Personen teilten, Zwei Wiener, die ebenfalls eine Tour am Programm stehen hatten, ein Vorarlberger der ein Jahr lang in Wien vergeblich zur Schule ging, sowie eine Frau aus Bludenz, der offensichtlich mulmig war bei dem Gedanken mit 5 Männern in einem Abteil zu sein. Der Rest verlief unspektakulär, hinlegen, ruhen (an schlafen ist ja nicht zu denken) und die Nacht runterbiegen.

 

Um 08:00 Uhr stiegen wir mit einem ÖBB Frühstück gestärkt aus dem Zug aus. Auch die Motorräder waren schnell da und wir legten bald los. Das Wetter spielte auch mit und es war im Großen und Ganzen gar nicht so schlecht. Die Wolken hangen an den Berggipfeln und hie und da spritzten uns ein paar Tropfen an. Voll motiviert fuhren wir in Richtung Davos, welches wir nach bald erreichten. Wir hielten dort und machten eine Kaffeepause in einer Konditorei, um auch dir weitere Strecke durchzugehen. Wir entschlossen uns über den Albulapass zu fahren, der nach St. Moritz führt und weiter über den Berninapass nach Italien. Die morgendliche Aussage unserer Mitfahrer im Zug, dass der Gaviapass gesperrt wäre bewahrheitete sich glücklicherweise nicht und so blieben wir bei unserer initial geplanten Runde.

Über den Albulapass erlebten wir Regen, Sonne und alles zur gleichen Zeit – ein verrücktes Wetter. Noch dazu kamen ein paar lahme Italiener, die die Straße hinauftingelten und ein wenig den Fluss störten. Nachdem wir den Pass hinter uns gelassen hatten steuert wir bei wieder besseren Bedingungen Richtung St. Moritz und weiter auf den Bernina. Auch über den Bernina herrschte sehr abwechslungsreiches Wetter, welches uns bis nach Tirano in Italien begleitete. In Tirano selbst gönnten wir uns eine Pizza und legten nach dem Snack gleich wieder los. Die Passstraße nach Aprica zeigte sich in sehr gutem und trockene, Zustand, doch das Unheil war schon vor unserem Augen zu sehen. Im Tal vor uns hangen schwere Regenwolken und diese ließen nicht lange mit Niederschlag auf sich warten. So kam es, dass wir kurz vor Ponte di Legno unser Regengewand auspackten und uns wasserdicht machten, da der Gaviapass um nichts besser aussah. Den Pass hinauf gesellte sich schlussendlich auch noch dichter Nebel hinzu wodurch wir bei Nullsicht dem Gipfel entgegen strebten. Schade, denn eigentlich ist dieser Pass wunderschön zu fahren. Oben am Pass machten wir ein paar Aufnahmen und bei sehr angenehmen äußeren Bedingungen ging es auf der anderen Seite wieder ins Tal Richtung Bormio, wo wir gegen 18:00 Uhr eintrafen. Wir suchten uns noch eine kleine Herberge, wo wir uns zivilisierten und spazierten dann bei einsetzendem Regen in Bormio herum auf der Suche nach einem Restaurant, welches wir nicht fanden. Schließlich waren wir doch erfolgreich und das gleich um die Ecke von unserer Unterkunft. Gegen 21:30 Uhr waren wir im Bett, um für den nächsten Tag fit zu sein.

04.06.:

Wie vereinbart waren wir um 7:30 zum Frühstück gestellt und waren schwer überrascht, als wir den Rau betraten und das üppige Buffet sahen. Croissant, Butter, Marmelade, Wurst und Käse. Mit einem Wort alles was das Herz begehrt. Dieses reichhaltige Angebot ließen wir uns nicht entgehen und füllten unseren Bauch. Mit den zusätzlichen Kilos ging es sodann bei trockenen Bedingungen auf das Stilfserjoch. Es war so gut wie niemand unterwegs als wir Kehre für Kehre uns gegen den Gipfel schraubten, welchen wir nach ein paar Fotostopps sehr zügig erreichten. Die Sicht war zwar nicht ungetrübt, dennoch war es ausreichend, um einige Fotos zu machen. Natürlich gönnten wir uns einen Espresso, dies ist quasi schon ein Ritual beim Stilfserjoch. Gestärkt fuhren wir die Serpentinen hinunter, um sodann gleich den nächsten Pass in Angriff zu nehmen.

Der Reschenpass war der nächste auf unserer Liste. Er ist nicht der klassische Alpenpass, da eine relativ breite Straße über die Passhöhe führt auf der sich sehr viel Verkehr Richtung Norden und Süden wälzte. Dennoch muss man festhalten, dass dieser Pass einen gewissen Charme hat. Die Berge und Seen, an denen man sich entlang hantelt, sind bei Sonnenschein einfach nur schön anzusehen. Der versunkene Kirchturm am Reschenpass selbst war schwer belagert von Touristen, sodass wir keinen Halt machten, sondern gleich weiter wieder ins Tal abstiegen. Glücklicherweise war uns auch hier das Wetter gut gesonnen, man kann generell sagen, dass wir am heutigen Tag stets das schlechte Wetter im Nacken hatten und wir vorne weg fuhren.

Kurz nach der Kaunertaler Straße querten wir, vorbei am Pitztal, hin zum Ötztal, wo wir dann wieder Richtung Süden zum nächsten Pass hin loslegten, dem Timmelsjoch. Doch zuvor galt es sich zu stärken. In einer Pizzeria neben der Straße stärkten wir uns und genossen die Sonne. Mit gefülltem Magen ging es rasant nach Sölden und weiter nach Hoch- und Obergurgl. Nach diesen Ortschaften war dann die neu errichtete Mautstelle, welche auch eine Motorradmuseum beheimatete, wofür wir aber leider keine Zeit hatten, da wir in unserem Zeitplan leicht hinterher hinkten. Am Timmelsjoch zogen leider einige Wolken durch, wodurch die Sicht in die Ferne eingeschränkt war, was uns aber nicht vom Fotografieren abhielt. Beim Abstieg ins Tal sahen wir leider ein wenig Ungemach, in Form von Regenwolken, aufziehen, welche uns ein ganzes Stück begleiteten. Erst als wir bereits auf den Jaufenpass eingebogen waren stoppte der Regen und wir konnten wieder trockenen Rades weitergleiten.

Den Jaufenpass hatte ich doch ein wenig kürzer in Erinnerung als er sich dann schlussendlich präsentierte. Die Kehren waren zwar traumhaft zu fahren, aber dennoch hatte ich eine kürzere Distanz im Kopf. Dies war aber kein Hinderungsgrund, vielmehr konnte ich noch mehr Kurven genießen als ich anfangs dachte. Einen „Vorteil“ hatte das durchwachsene Wetter, es waren weniger Idioten unterwegs. Nach einer kurzen Fotopause am Pass, ging es die Serpentinen bei trockenen Bedingungen hinunter nach Sterzing über dem allerdings schon wieder eine große Regenwolke einen Vorhang aus Wasser bildete. So kam es, dass wir nun doch an diesem Tag in unser Regengewand schlüpften, da wir nicht bis auf die Unterhosen nass werden wollten. Aufgrund des zeitlichen Rückstandes entschlossen wir uns die Autobahn bis nach Brixen zu brettern um ein wenig Zeit gutzumachen, was uns auch gelang.

Nach einem kurzen Tankstopp in Brixen, wo insgesamt 10 Personen versuchten den Tankautomaten zu überreden, vielleicht doch eine Karte zu akzeptieren, und schließlich doch alle bar zahlen mussten, ging es hinauf zum Würzjoch. Anfangs waren noch einige Tropfen unsere Wegbegleiter, dies änderte sich bald und es blieb lediglich eine nasse Straße über. Das Würzjoch war einmalig zu fahren, da wir es für uns alleine hatten. Keine Wahnsinnigen die mit einem „Hänger“ um die Ecke kamen, nein, nur Martin und ich. Aber auch dieser Genuss hatte ein Ende, als wir die Bundestraße zu unserem Zielhotel, dem Hotel Olympia in Arabba, erreichten. Dort angekommen checkten wir ein und gingen sogleich zu Tische, da es schon 20:00 Uhr war. Nach einem üppigen 4 Gänge Menü fielen wir ins Bett und machten uns fit für den nächsten Tag.

05.06.:

Wie gewohnt fanden wir uns um 7:30 Uhr zum Frühstück ein und besprachen das Vorgehen für den heutigen Tag. Derzeit schien es als ob alles trocken ablaufen würde, doch leider wurden wir noch im Laufe des Tages enttäuscht. Gut gestärkt machten wir uns auf die Sella Runde. Zuerst kurvten wir die Kehren zum Pordoijoch hoch, welche uns schon in verzücken versetzte, da so gut wie niemand unterwegs war. Damit war der Fahrspaß gleich um das Doppelte größer. Auf der einen Seite rauf auf der anderen hinunter und zum nächsten Pass gleich im Anschluss. Hinauf zum Sellajoch machten wir ein paar Fahraufnahmen von uns, welche wir auf dem nächsten Hüpfer zum Grödnerjoch fortsetzten, bis wir genug im Kasten hatten. Auch über diesen Streckenverlauf war kaum ein anderer Biker anzutreffen. Final erreichten wir wieder Corvara, wo wir kurz tankten und offroad einer Kirchenprozession ausweichen mussten. Wie schon eingangs erwähnt, hofften wir auf trockenes Wetter doch diese ist schon am Weg zurück nach Arabba geplatzt. Es waren zwar nur ein paar Tropfen doch diese waren der Vorbote für mehr.

Von Arabba fuhren wir ostwärts Richtung Cortina, wählten diesmal aber dafür den Weg über den Passo di Giau. Eigentlich ist dies eine sehr schöne Strecke, doch leider mischte sich wieder einiges an Regen dazu. Wir ließen uns den Spaß nicht verderben und genossen die Strecke in feuchten Zügen. Was natürlich nie fehlte waren die kleine Foto- und Filmeinlagen zwischendurch.

In Cortina d’Ampezzo selbst aßen wir dann zu Mittag und fuhren bei strahlendem Sonnenschein weiter Richtung Plöckenpass. Diese Strecke ist unspektakulär aber landschaftlich sehr schön gelegen, sodass es immer etwas zu sehen gibt.

Schlussendlich erreichten wir den Plöckenpass und radelten die angefeuchteten Kehren zurück nach Österreich. Leider mussten wir feststellen, dass die Straße nach Kötschach Mauthen nachwievor nicht saniert wurde und ein einziger Fleckerlteppich war. Gut durchgeschüttelt waren wir schließlich im Tale wo wir ins Kaffeehaus gingen da es zu regnen begonnen hatte – habe ich das nicht schon mal gesagt? Wie auch immer, nach einer halben Stunde fuhren wir weiter über den Gailtalpass ins Drautal und weiter Richtung Spittal/Drau. Dort fuhren wir auf die Autobahn auf um schnellst möglich unser Etappenziel zu erreichen, die Ortschaft Rennweg. Dort quartierten wir uns im Katschtalerhof ein aßen noch zu abend und begaben uns zeitig ins Bett.

06.06.:

Heute ging es ein wenig später los, da Frühstück erst ab 8:00 serviert wird. Der Morgen versprach wieder einigermaßen passables Wetter, da nur leicht Bewölkung auszumachen war. Nach dem Frühstück fuhren wir sogleich Richtung Innerkrems, um über die Nockalmstrasse ein paar schöne Eindrücke aufzuschnappen. Die Straße war trocken und schnell erreichten wir den höchsten Punkt der Nockalmstrasse. Dort mussten wir nun ein kleines Fotoshooting veranstalten, da das Fotobuch eine ordentliche Vorder- und Rückseite benötigt. Nach einigen Kopfständen war schließlich ein passables Ergebnis erzielt und wir fuhren weiter zur Turracherhöhe. Am Weg dorthin kam uns eine Herde Kühe in die Quere, die relativ unbeeindruckt auf der Straße stehen blieb, was aber weiter kein Problem darstellte, da wir gemächlich vorbei rollen konnten. Auf der letzten Anhöhe tranken wir noch einen schnellen Kaffee und radelten sodann durch den einsetzenden Regen den Berg hinunter. Über die Turracherhöhe beruhigte sich wieder das Wetter und wir kamen bei angenehmen Bedingungen in Tamsweg an. Der weite Weg führte uns über kleine Strassen zum Sölkpass, der auch schnell bewältigt war. Auf der Passhöhe hieß es ein wenig ausruhen und abstimmen, wie wir weiter fahren würden. Da wir gut in der Zeit lagen nahmen wir noch den Pyhrnpass in das nächste Teilstück, um in Windischgarsten eine Mittagspause zu machen. Gesagt, getan, saßen wir bei unserem Wirten bei den Schoisswohls und stärkten uns bei gebackenem Spargel und einem Schnitzel. Mit vollem Bauch fuhren wir weiter über den Hengstpass, Richtung Wildalpen, wo wir schon aus der Entfernung eine Gewitterfront ausmachen konnten. Da sowohl die nördliche Route als auch die Wildalpen in Wolken gehüllt waren, blieben wir bei unserem Plan und schlugen uns durch das Wildalpental nach Mariazell. Die Durchfahrt stellt sich als gründliche Dusche dar und war phasenweise extrem, da kaum mehr was zu sehen war. Gut gewaschen kamen wir aber heil in Mariazell an, wo wir wie gewohnt unseren Kaffee schlürften und noch die abschließenden Videotakes machten. Nun da alles im Kasten war kopierte ich sogleich alles auf die Festplatte. Nun war auch diese schöne Runde wieder vorbei. Final querten wir noch Annaberg und in Traisen trennten sich unsere Wege.