TAGEBUCH EASY RIDER III - 2013

18.06.:

Anfahrt mit Zug: Es war mal wieder soweit, Martin und ich haben sich diesmal die Schweiz als Ziel der diesjährigen Tour auserkoren. Um dort hinzukommen entschlossen wir uns der ÖBB einmal eine Chance zu geben und haben uns Tickets für den Nachtzug nach Feldkirch genommen. Also trafen wir uns gegen 21:30 am Montag um auf Tour zu gehen. Nach einer kurzen Wartezeit wurden sodann auch die Bikes verladen, auf der unteren Ebene. Ich denke ich muss nicht erklären, dass dies eine wahre Herausforderung für jemanden meiner Körpergröße mit einer Enduromaschine ist. Aber auch dies war schließlich geschafft. Wir bezogen unser Abteil, das wir mit einer dritten Person teilten. Nach Beginn der Fahrt richteten wir uns alle unser Bett und versuchten auch sogleich an Schlaf zu denken, was nicht gerade einfach war.

 

 

Um 7:30 Uhr kamen wir in Feldkirch im wahrsten Sinne des Wortes gerädert an. Das Bett war nicht wirklich eine Freud und dementsprechend fühlte sich unser Körper auch an. Als wir auch unsere Motorräder in Besitz hatten, fuhren wir gleich los. Der Wettergott war uns wohl gesonnen und wir hatten traumhaftes Wetter, blauer Himmel, viel Sonne, aber ein wenig zu heiß. Wir schwangen uns Richtung Zürich, querten eine Brücke über den Zürcher See und machten noch einige andere Bögen um die nettesten Bergstrasserln zu finden. Nach Mittag führte uns schließlich der Weg Richtung Süden zu den Alpen. Zwischenzeitlich ereilte uns ein technisches Problem, beim iPhone war die Batterie leer, daher kein Navi und das TomTom von Martin hatte keinen Ladestrom und war ebenfalls leer. Als erstes gönnten wir uns den Klausenpass, wo ich mir aufgrund unseres Technikproblems eine Straßenkarte kaufte. Dann ging es weiter Richtung Andermatt, um dort die nächsten Pässe zu erklimmen. Leider mussten wir in Andermatt die Tafel lesen, dass der Sustenpass geschlossen ist, daher überlegten wir uns am Abend eine neue Route. Vorerst fuhren wir laut Plan weiter und bezwangen den Furkapass und gleich im Anschluss den Grimselpass. Alle Pässe waren ein Traum zu fahren, viel Schnee an den Seiten und Sturzbäche überall, auch über die Straße. Mit einem breiten Grinsen führt uns nun die Bundesstraße nach Interlaken und von dort zu unserem Ziel nach Lauterbrunnen unterhalb von Wengen. Das vorreservierte Zimmer in der Jugenherberge gab uns all den Komfort den wir benötigten. Auch das Lokal, wo wir zu Abend aßen war Bestens, danach war nur mehr Bettruhe angesagt.

19.06.:

Von den Sonnenstrahlen des neuen Tages wurden wir sanft geweckt. Anziehen, Waschen und Zusammenräumen, dann konnten wir zum Frühstück schreiten, welches uns der Hausherr des Hostel zusammenstellte. Gut gefüllt ging es auf die nächste Etappe. Entlang einer wunderschönen Landschaften führte uns der Weg zur Kreuzung zwischen Grimsel- und Sustenpass und siehe da, wir hatten Glück und der Sustenpass war geöffnet. Mit der Freude im Bauch wedelten wir die Serpentinen hinauf zur Passhöhe, die wir nach gefühlten 10 Sekunden auch erreichten. Dieser Pass hat nicht umsonst einen bedeutenden Stellenwert bei den Bikern.Auf der anderen Seite hinunter konnten wir nun dem Plan folgend über den Gotthard Pass weiter, um ganz im Süden über den Nufenenpass zu klettern. Auch hier war uns viel Glück beschert, da wir einerseits einer dicken Regenwolke entkamen und andererseits wurde der Pass um 13:00 Uhr geschlossen und wir waren zeitgerecht daran. Auf der anderen Seite des Passes holten wir uns ein gutes Mittagessen, um gestärkt ein zweites Mal Grimsel- und Gotthard Pass zu überqueren. Nun galt es nur noch das Tal hinab zu fahren, um die Bergkette zu umrunden und schlussendlich in Disentis zu landen, wo unser zweites Nachtlager war. Mittlerweile hat sich auch die dicke Regenwolke verabschiedet und wir erreichten via Lukmanierpass, wo wir noch einen Kaffee genossen, unser Ziel bei herrlichem Sonnenschein. Diese urige Hütte liegt auf einem Hang und war über einen sehr rudimentären Feldweg zu erreichen, aber es hat sich ausgezahlt und wurden auch mit einem köstlichen Abendessen verwöhnt.

20.06.:

Ganz in der Früh zwinkerte die Sonne bei unserem Fenster herein, doch dieses Bild drehte sich leider relativ schnell hin zu dicken grauen Wolken. Diese konnten uns das Frühstück aber nicht vermiesen. Anschließend ging es gleich los Richtung Sonnenschein, da wir besagtem Regen entkommen wollten. Dieses Vorhaben gelang uns ganz gut, aber der Regen gab auch nicht auf. Egal wo wir hinkamen, der Regen folgte uns. Im Großen und Ganzen sind wir zwar immer wieder nass geworden, aber ein Vollbad ist uns erspart geblieben. Nachdem wir also Richtung Süden unsere Fahrt fortgesetzt hatten, erreichten wir sehr zügig den Splügenpass. Davor durchfuhren wir die sogenannte Viamala (lat. für „schlechter Weg“), eine gewaltige Schlucht, wo schon in der Römerzeit angeblich der eine oder andere eine Durchquerung durchführte. Nach dem Splügenpass ging es weiter nach Italien nach Chiavenna, wo wir zu Mittag aßen. Danach wieder zurück in die Schweiz und über den Majolapass nach St. Moritz, immer die Regenwolken im Nacken. Nach einer kurzen Visite des Nobelortes führte uns die Tour weiter über den Berninapass und Forcola di Livigno wieder nach Italien. In Livigno selbst machten wir Kaffeepause um unserem Verfolger die Möglichkeit zu geben einmal heftig abzuregnen. Im Sonnenschein düsten wir entlang eines gewaltigen Stausees und durch einen irrwitzigen Stollen nach Zernez, welches den Rückweg nach St. Moritz einläutete. Unser heutiges Ziel lag hinter dem Julierpass, welchen wir auch noch, nach der erneuten Durchquerung St. Moritzs‘, mühelos meisterten. Schlussendlich erreichten wir die „Metropole“ Bivio, wo wir uns Zimmer im Hotel Post bezogen. Wir waren die einzigen Gäste und wurden quasi hofiert. Man dreht uns Dampfbad und Sauna auf und bekamen ein ausgezeichnetes Essen. Ein abendliches Gewitter schloss den Tag.

21.06.:

Schon in der Früh lachte die Sonne vom Himmel und wir konnten uns auf einen tollen Tag freuen. Nach einem ausgezeichneten Frühstück packten wir unsere Sachen auf die Motorräder und fuhren nordwärts Richtung Chur. Bei Tiefencastel machten wir einen kleinen Umweg über Thusis, was im Endeffekt aber eine angenehme Sache war, da wir auf diese Art und Weise viel Zeit sparen konnten und noch dazu die Strecke von uns sowieso bei der Rückfahrt genommen wird. Die Fahrt nach Chur war wenig ereignisreich, aber landschaftlich sehr schön. Um zu unserem ersten Etappenziel nach Arosa zu gelangen mussten wir durch Chur durchfahren, was für uns ungewohnter Weise mit Stau zusammenfiel. Wie auch immer, bald hatten wir den richtigen Weg gefunden und konnten eine 30km traumhafte, kurvige Straße nach Arosa düsen. Dort angekommen gönnten wir uns einen Rundblick und einen Kaffee. Im Anschluss ging es denselben Weg, es gibt ja nur den einen, zurück nach Chur. Von dort aus schlugen wir nun die richtige Richtung nach Tiefencastel ein, nämlich jene über Lenzerheide, wo wir auch zu Mittag aßen. Nach unserer Pause verlief der weitere Pfad über Tiefencastel nach Davos von dort über den Fluelapass nach Zernez und weiter auf den Ofenpass. Jeder Pass wurde natürlich mit einer kurzen Fotosession bedacht. Nach dem Ofenpass kam gleich der Umbrailpass, welcher auch ein wenig Offroadstrasse lieferte, und dieser mündet am Ende ins Stilfserjoch, wo wir natürlich wieder einen Halt machten, um unseren Espresso zu schlürfen. Die obligatorische Fotosession leitete die Abfahrt ins Tal ein, welche uns ans heutige Tagesziel nach Schlanders führte. Das eigentlich geplante Hotel hatte leider geschlossen, daher wichen wir in das Hotel Maria Theresia aus, das absolut adäquat, wenn nicht sogar besser war. Nach einer Runde Abendessen und einem Glaserl Wein fielen auch sogleich die Augen zu.

22.06.:

Nach einem guten Frühstück machten wir uns vor 9:00 Uhr auf den Weg Richtung Bozen. Auf den Landesstrassen bummelten wir Richtung Karerpass. Diesen erreichten wir auch nach gut 1,5 Stunden Fahrt und machten bei unserem letztjährigen Quartier eine Kaffeepause. Der Wirt war noch immer da und hatte nach wie vor einen flotten Spruch auf der Lippe. Nun ging es weiter Richtung Sella Runde, doch heute war dort ein besonderer Tag. Wir erlebten während unserer Umrundung zahlreiche Hobbysportler, die sich mit dem Rad hinaufquälten, weiters gab es ein MTB-Rennen das entgegen unserer Fahrtrichtung zeitweise unsere Strecke kreuzte. Dann gab es noch eine Oldtimerralley hinauf auf das Pordoijoch und schließlich saß noch ein Bus zwischen zwei kehren auf dem Boden auf und verursachte einen tollen Stau an dem die Motorräder glücklicherweise vorbeikamen. Während unserer Runde machten wir auch einen kleinen Halt um Mittag zu essen. Wir hatten es geschafft ohne Zwischenfälle die Runde zu absolvieren und zusätzlich konnten wir einer Regenwolke entkommen. Die weitere Reise führte uns nun nach Cortina d’Ampezzo. Eine weitere Kaffeepause später sind wir schon am Weg nach Kötschach-Mauthen und dorthin galt es noch zwei tolle Pässe zu bezwingen, bevor wir schlussendlich über den Plöckenpass wieder Österreich erreichten. Hier konnten wir auch schnell ein Quartier finden, bekamen noch ein gutes Abendessen und gingen gleich schlafen.

23.06.:

Der letzte Tag begann mit einem Traummorgen, tiefblauem Himmel und angenehmen Temperaturen. Nach einem stärkenden Frühstück musste Martin sein Gefährt noch mit dem Druckreiniger absprühen und danach fuhren wir gleich los. Durch das Gailtal führte uns der Weg zunächst nach Hermagor und weiter nach Klagenfurt über die Autobahn, wo wir Martins Arbeitskollegin am Magdalensberg auf einen Kaffee besuchten. Anschließend fuhren wir Richtung Norden über den Neumarkter Sattel und weiter nach Judenburg, wo wir einen Snack zu uns nahmen. Das nächste Ziel war Mariazell, welches über die Autobahn nach Kapfenberg und dann über die Bundesstraße am schnellsten zu erreichen war. Dort genossen wir unseren üblichen Abschlusskaffee. Schlussendlich fuhren wir über Annaberg nach St. Pölten, wo sich unsere Wege trennten und jeder nach Hause fuhr.